Inhalt
- Die Frühzeit
- Mährisch - Böhmische Zeit von 879 bis 992
- Die polnisch - böhmischen Jahre 900 bis 1137
- Die Schlesischen Piasten zwischen 1138 und 1348
- Schlesien unter Böhmischer Krone von 1348 und 1526
- Schlesien unter Kontrolle der Habsburger zwischen 1526 und 1742
- Schlesien unter der Herrschaft der Preußen in den Jahren 1742 bis 1918
- Schlesien in den Jahren von 1919 bis 1939
- Der Zweite Weltkrieg (1939 bis 1945)
- Vertreibung der deutschen Bevölkerung von 1945 bis 1947
- Schlesien ab dem Jahr 1945
Die Frühzeit
2000 Jahre v. Chr. (späte Bronzezeit) gehörte das Gebiet Schlesien zur Lausitzer Kultur.
Zu Zeiten Christus siedelten auf dem Gebiet Schlesien die Silinger, die Vandalen, die Lugiern und andere germanische Völker. Schlesien gehörte zu dieser Zeit zu dem so genannten „Magna Germania“. „Magna Germania“ ist das von den Römern unbesetzte Gebiet nordöstlich des Rheins und nördlich der Donau.
Durch Schlesien verlief zu der Zeit ein wichtiger Handelsweg, die Bernsteinstraße. Sie verlief vom Mittelmeer bis zur Ostsee nach St. Petersburg.
Im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gebiet nach dem Untergang der Silinger von westslawischen Stämmen im Zuge der Völkerwanderung neu besiedelt. Die Westslawen kamen aus den Gebieten östlich des heutigen Grenzflusses Bug (Grenzfluss zwischen Polen und Weißrussland bzw. der Ukraine) und westlich des Flusses Dnepr in der heutigen Ukraine. Heute sind noch folgende Namen überliefert: Golensizen, Opolanen, Slensanen, Dedosizen, Trebowanen und die Boboranen.
Mährisch - Böhmische Zeit von 879 bis 992
Im Jahre 875 wurde Oberschlesien und im Jahre 885 auch Niederschlesien von Sventopluk dem Großmährischen Reich angeschlossen. 906 ist das Großmährische Reich jedoch zerfallen.
Vratislaw I gründete zur Sicherung der böhmischen Grenze die Burg Vratislavia (Wroclaw/Breslau). Breslau entwickelte sich später zum Herzogs- und Bischofssitz und Hauptstadt Schlesiens.
Zuvor war die Stadt Nemcza der Hauptort Schlesiens.
Boleslaw I (Böhmen) gründete zu der Zeit die Burg Boleslavecz (Bunzlau/Boleslawiec).
weitere historische Landkarten aus der mährisch-bömischen Zeit finden Sie hier.
Die polnisch - böhmischen Jahre 900 bis 1137
850 entstand das erste polnische Piastentum im Gebiet zwischen der Warthe und der Weichsel unter Mieszko I. Mieszko nahm das Gebiet an der Mündung des Flusses Bober 970 ein und eroberte daraufhin die Burg Niemcza und schließlich ganz Schlesien. Im Jahre 1000 gründete Boleslaw I. – der Tapfere, der Sohn Mieszkos, das katholische Bistum Breslau.
Seit dem Jahre 1000 gab es unzählige Kriege mit Heinrich II – Dem Heiligen (Heiliges Römisch Reich).
Im 4. Feldzug gegen Polen unterlag Heinrich Boleslaw bei der Burg Nemcza und der Burg Glogow in Schlesien. Dadurch bekam Boleslaw Teile der Lausitz.
Während in den Jahren zwischen 1034 und 1038 im Königreich Polen ein Aufstand gegen die christliche Kirche ausbrach, eroberte der Herzog Bretislav I. von Böhmen 1038 den Teil Schlesiens südlich der Oder.
Im Jahre 1054 in Quentlinburg wurde bestimmt, dass durch Tributzahlungen an den böhmischen Herzog, Schlesien wieder an das polnische Königreich angegliedert wurde. Jedoch blieben die Tributzahlungen seit 1069 von Kasimir I. aus, sodass 1093 der Fürst von Böhmen Bretislav II. wieder Angriffe gegen Schlesien startete und so einen großen Teil Schlesiens einnahm.
1096 griff Bretislav II wieder Schlesien an und zerstörte damit die Stadt Bardo.
1100 fiel Schlesien wieder komplett unter die Herrschaft des Königreich Polens unter der Führung von Boleslaw Schiefmund.
1103 und 1106 gab es erneut Angriffe auf Oberschlesien durch Böhmen.
1109 griff Heinrich V. Polen an. Er wurde aber bei Glogow gestoppt und wieder zurückgetrieben.
1110 machte Boleslaw Schiefmund einen Feldzug nach Böhmen, welcher 1115 mit dem Neiser Friedensvertrag mit dem böhmischen Herzog Vladislav I. beendet wurde.
Zwischen 1132 und 1134 gab es drei Feldzüge gegen Schlesien durch Böhmen.
Im Jahre 1137 wurde durch den Pfingstfrieden von Glatz ein dauerhafter Frieden zwischen Boleslaw Schiefmund und Sobieslav I geschlossen und eine dauerhafte Grenze zwischen Polen und Böhmen bzw. Mähren gezogen. Zu Polen gehörte ganz Schlesien bis auf die Gebiete bei Glatz, Opava und Toppau.
Das polnische Königreich wurde 1138 in Herzogtümer aufgeteilt, da Boleslaw Schiefmund dies in seinem Testament veranlasste. Sein ältester Sohn Wladyslaw II. - der Vertriebenen bekam dadurch Schlesien zugewiesen.
Die Schlesischen Piasten zwischen 1138 – 1348
Wladyslaw II. – der Vertriebene war mit seinen jüngeren Brüdern im Bruderkrieg und suchte deshalb 1146 bei seinem Schwager Kaiser Konrad III. im Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation) um Hilfe und Unterstützung im Kampf um seine verlorenen Territorien.
Zuvor wurde Schlesien von den jüngeren Brüdern neu aufgeteilt und Boleslaw IV – der Kraushaarige wurde Besetzer Schlesiens.
1146 führte Wladyslaw II. mit Konrad III. und 1157 mit dem Nachfolger Friedrich I. Feldzüge gegen Polen. Daraufhin wollte Boleslaw IV. zwar die Gebiete wieder zurückgeben, schob dies jedoch bis 1163 hinaus. Erst in dem Jahr bekamen die Erben Boleslaw, Mieszko und Konrad, die Söhne Wladyslaws, ihr Territorium zurück. Die Herrschaft übernahm der Wladyslaws ältester Sohn Boleslaw I. – der Lange.
Im Jahre 1172 haben die jüngeren Brüder und Boleslaws ältester Sohn Jaroslaw um ihrem Anteil Schlesiens gebeten, wodurch ein weiterer Bruderkrieg entbrannt war.
Das Ergebnis war, dass Mieszko den Teil oderaufwärts mit den Städten Ratibor (Racibórz) und Teschen (Cieszyn) bekam. Jaroslaw bekam die Gebiete rund um Oppeln (Opole). Konrad I. wiederum bekam seinen Anteil erst 1177 mit dem Fürstentum Glogow. Boleslaw I. blieben dann Mittel – und Niederschlesien. Daraus entstand das Herzogtum Schlesien mit der Hauptstadt Breslau.
1178 übergab der Herzog von Krakau Kasimir II. – der Gerechte, die Kastellaneien Beuthen (Bytom), Chrzanow und Auschwitz an Mieszko. Der frühere Grenzverlauf zwischen Schlesien und Kleinpolen wurde nun nach Osten verschoben und so kam Beuthen nach Schlesien.
1201 ist Jaroslaw gestorben wobei Mieszko das Gebiet von Jaroslaw bekam und damit das Herzogtum Oppeln gründete. Im selben Jahr ist auch Boleslaw I. gestorben. Sein Nachfolger wurde Heinrich I. – der Bärtige, der die schlesische Heinrich Dynastie gründete.
Die Absichten der Heinrich Dynastie war die Kontrolle über die restlichen Teile Polens zu erlangen, was ihnen bis zum Jahr 1241 nahezu vollständig gelang. Zu der Zeit begann eine vermehrte Besiedlung Schlesiens durch Deutsche. In folge dessen wurden viele neue Städte und Dörfer nach deutschem bzw. magdeburger Recht gegründet. Dadurch gab es ein starkes Bevölkerungswachstum aber auch Wirtschaftswachstum.
Durch den Einfall der Mongolen im selben Jahr wurde das Bevölkerungswachstum drastisch gestoppt. Es wurde ein bedeutender Teil der Bevölkerung Schlesiens ermordet. Heinrich II. wurde ebenfalls getötet in der Schlacht bei Wahlstatt bei Leignitz.
Der letzte Versuch durch schlesische Piasten ein vereinigtes Polen zu schaffen verfolgte Heinrich IV. – der Gerechte. Sein Einfluss war jedoch kleiner als Der seiner Vorgänger.
Ab 1249 zerfiel das Herzogtum Schlesien in viele kleine unabhängige Fürstentümer und ab 1281 zerfiel auch das Herzogtum Oppeln. Es entstanden so mehrere duzend kleiner Fürstentümer.
Ab dem 13. Jahrhundert wurde Schlesien zu einem erneuten Streitobjekt zwischen dem böhmischen und dem polnischen Königreich. Zwischen den Jahren 1325 und 1335 schlossen sich mehrere Fürstentümer der Böhmischen Krone an.
1327 schlossen sich die Herzöge von Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Oppeln, Ratibor und Breslau, 1329 die Herzöge von Sagan, Oels, Steinau und Liegnitz-Brieg und 1331 die Herzöge von Glogau der böhmischen Krone an.
Im Jahr 1336 schloss sich noch Münsterberg und 1342 das Bistumsland Neisse-Ottmachau Böhmen an.
1348 wurde durch einen Beschluss zwischen dem polnischen König Kasimir III. – der Große und dem böhmischen König Johann von Luxemburg ein Abkommen geschlossen, indem der polnische König auf die schlesischen Gebiete, auf Ansprüch der königlichen Linie der schlesischen Piasten, verzichtet und als Gegenleistung verzichten die böhmischen Könige auf die polnische Krone, die sie als Erben beanspruchten.
Kasimir III. versuchte später vergeblich beim Papst den Vertrag zu annullieren, sodass Schlesien dann an die Böhmische Krone überging.
Damit wurde Schlesien ein Teil des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, wie es sich nach 1486 nannte.
Schlesien unter Böhmischer Krone 1348 – 1526
1318 wurde Toppau zu einem Herzogtum erhoben und 1338 durch eine Heirat eine Personalunion mit Ratibor, wodurch es wieder politisch und rechtlich zu Schlesien gehörte.
Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die oberschlesische Bevölkerung auf ungefähr 150.000 geschätzt, wovon ungefähr 23.000 städtische Einwohner waren. Die Amtssprache war Latein, wobei immer mehr deutsch benutzt wurde, weil es noch keine amtliche bzw. standardisierte polnische Sprache gab.
Im 14. und frühem 15. Jahrhundert gab es Frieden in Schlesien. Es konnte sich ungestört fortentwickeln.
Anfang des 15. Jahrhundert entstanden die Begriffe Ober - und Niederschlesien.
Oberschlesien umfasste die Gebiete des Herzogtums Oppeln, sowie das Herzogtum Troppau. Niederschlesien umfasste die Gebiete des alten Herzogtums Schlesien.
Durch die Hussitenkriege gab es in Schlesien schwere Menschen- bzw. Siedlungsverluste.
Viele Siedlungen wurden abgebrannt und die Wirtschaft ging unter. Durch die Hussiten wurde eine Einwanderungswelle von Slawen nach Schlesien ausgelöst.
1457 fiel das Herzogtum Auschwitz und 1494 das Herzogtum Zator an Polen, jedoch gelangen die Herzogtümer Münsterberg und Frankenstein 1459 an Schlesien.
1469 eroberte der ungarische König Matthias Corvinus Mähren, Schlesien und die Lausitz.
Im Jahr 1472 ging das Grenzherzogtum Sagan an die Wettiner über.
1479 im Frieden von Olmütz wurde sein Besitz bestätigt.
1482 gelang das Herzogtum Crossen an Brandenburg.
Nach dem Tod von Corvinus im Jahr 1490 ging Schlesien wieder an den König von Böhmen Ladislaus II. aus der Dynastie der Jagiellonen.
1495 gelangte auch Oels in den Besitz Schlesiens.
Schlesien unter Kontrolle der Habsburger 1526 – 1742
Nach dem Tod des böhmischen Königs Ludwig II. im Jahr 1526 bei der Schlacht von Mohács kam Schlesien bzw. ganz Böhmen zur Habsburger Dynastie geführt durch Ferdinand I.
Schlesien war das am meisten entwickelte Gebiet der ganzen Habsburgischen Monarchie, wobei es seinen Status durch das Aussterben von den alten Handelswegen teilweise verlor.
Ab dem 16. Jahrhundert begann eine Reformation in Schlesien bei der die meisten Städte protestantisch wurden, die ländliche Bevölkerung jedoch katholisch blieb.
Im 30-Jährigen Krieg hatte Schlesien dadurch sehr hohe Verluste in der Bevölkerung. Das katholische Haus der Habsburger kämpfte dabei gegen die protestantische Bevölkerung.
Bei dem Krieg sind rund ein drittel der schlesischen Bevölkerung gestorben. 36 Städte, ungefähr 1100 Dörfer und 113 Burgen und Schlösser wurden zerstört.
1675 starb der letzte schlesische Piast. Dadurch erhob der Preuße Friedrich II. einen Anspruch auf ganz Schlesien für Preußen.
Von 1526 bis 1740 waren jedoch die österreichischen Habsburger als Könige von Böhmen auch Herzöge von Schlesien.
Karten Schlesiens aus der Habsburger Zeit
Schlesien unter der Herrschaft der Preußen 1742–1918
Nach der Thronbesteigung durch Maria Theresia in Österreich 1740 gab es Streitigkeiten, da Maria Theresias Vater zuvor eine weibliche Thronerbin festlegte.
Friedrich II. von Preußen nutzte diese Streitigkeiten und verlangte für seine Anerkennung der Streitpunkte die Provinz Schlesien.
Er besetzte Schlesien am 16. Dezember 1740. Mit dieser Invasion löste er den österreichischen Erbfolgekrieg aus und damit den ersten Schlesischen Krieg.
Er endete am 11. Juni 1742 mit dem Vorfrieden von Breslau und schließlich mit dem in Berlin unterzeichneten Friedensvertrag am 28. Juni 1742.
Der Friedensvertrag sah vor, dass Österreich Nieder und Oberschlesien bis zur Oppa und die böhmische Grafschaft Glatz an Preußen abtreten muss. Daraus wurde dann Preußisch-Schlesien.
Das jenseits der Oppa gelegene Fürstentum Teschen und der größere Teil der Fürstentümer Troppau und Jägerndorf blieben bei Österreich als Österreichisch-Schlesien.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg schloss Österreich sich mit Großbritannien, Sachsen und den Niederlanden zu einer Allianz zusammen. Preußen wiederum verbündete sich mit Frankreich.
1744/45 kam es dann zum Zweiten Schlesischen Krieg, indem Friedrich II. im August 1744 Böhmen überfiel. Preußen hat am 15. Dezember bei der Schlacht bei Kesselsdorf die Streitkräfte der Allianz geschlagen. Am 25. Dezember kam es dadurch zum Friedensschluss in Dresden. Es wurde vereinbart, dass Schlesien für immer im Preußischen Besitz bleiben soll.
Diese beiden Schlesischen Kriege sind Teil der Österreichischen Erbfolgekriege.
Im Juni 1756 erhielt Friedrich II. eine Nachricht, dass sich eine Allianz zwischen Österreich, Russland, Frankreich und Sachsen gebildet hatte. Preußen hatte jedoch auch ein Bündnis mit unter anderem Großbritannien und dem Königreich Hannover. Friedrich II. setzte den Befehl zur Mobilmachung und am 29. August 1756 überschritt die preußische Armee die Grenze Sachsens.
Dadurch begann der Dritte Schlesische Krieg, auch bekannt unter dem 7-Jährigen Krieg.
Am 15. Februar 1763 wurde der Frieden von Hubertusburg zwischen Preußen und seinen Gegnern geschlossen. Er beinhaltete unter anderem, dass Preußen Schlesien wie im Vorfrieden von Breslau definitiv behalten wird und Österreich keine Anspruch mehr darauf hat.
Somit war der Status quo, wie vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, wiederhergestellt.
Seit dieser Zeit veränderte sich die ethnische Struktur Oberschlesiens, da es zu einer Verdeutschung Preußens kam. Das Werkzeug dazu waren unter anderem Schulen, Ämter und Kirchen.
Es wurde deutsch als Amtssprache eingeführt und es wurden nur Lehrer in Schulen eingestellt, die deutsch sprechen konnten. 1764 verbot man Paaren zu Heiraten, die kein deutsch sprechen konnten. Zusätzlich verbot man das Anstellen von Gehilfen bei Hof und man verweigerte Jugendlichen eine Ausbildung, wenn sie kein deutsch sprachen.
Eine weitere wichtige Rolle der Verdeutschung Oberschlesiens war die Besiedlung mit Deutschen.
Allein im Jahr 1763 wurde Oberschlesien mit 61.000 Deutschen und in den nächsten 40 Jahren mit nochmals 110.000 Deutschen besiedelt.
1772, 1793 und 1795 kam es zu den drei Teilungen Polens zwischen Preußen, Österreich und Russland. Sie überfielen Polen alle gleichzeitig und teilten das Land unter sich auf. Damit beraubten sie Polen ihre Souveränität und teilten es in drei unterschiedliche Staaten auf.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die anti-napoleonische Haltung Preußens wurde automatisch auch die anti-polnische Haltung gestärkt. Polnische Traditionen und Kirchen wurden verboten und geschlossen.
In Oberschlesien wurde die polnische Bevölkerung von 61,1% auf 58,6% durch diese Anstrengungen bis zum Jahr 1849 verkleinert. Jedoch wuchs der polnische Teil er Bevölkerung wieder, sodass es 1848 11 polnische Politiker aus Oberschlesien in Berlin gab.
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts kam es in Schlesien zu einem ökonomischen Aufschwung. Im Jahr 1842 wurde die erste Eisenbahnlinie zwischen Breslau und Ohlau (Olawa) gebaut.
In Oberschlesien kam es zu einem explosionsartigen Aufbau von Steinkohleminen und damit auch zu einem Aufbau von Hochöfen.
In den Städten Breslau und Oppeln kam es ebenfalls zu einem Bevölkerungs – und Wirtschaftswachstum. Aber insbesondere die oberschlesischen Orte Katowitz, Gleiwitz und Königshütte (Chorzów) haben sich zu der Zeit sehr schnell entwickelt. Sie bekamen alle Stadtrechte und wurden zu den wichtigsten Städten in Oberschlesien.
Aus Schlesien kamen mehrere duzend Nobelpreisträger. Schlesien war die einzige Provinz Preußens, welche in mehrere Teile aufgeteilt war. In den Leignitzer, Breslauer und Oppelner Teil.
Entgegen der weiteren Verdeutschung Schlesiens gab es östlich der Oder eine große polnische Bevölkerung und im oppelner Teil Schlesiens gab es sogar eine polnische Mehrheit in der Gesamtbevölkerung.
Im österreichischen Teil Schlesiens wurde am 30. Dezember 1849 das Schlesische Land gebildet.
Man gründete einen schlesischen Landtag in Toppau mit 30 Abgeordneten. Es wurde regelmäßig getagt bis auf eine Pause von 1851-1861.
Im Schlesischen Land lebten ungefähr 680.000 Menschen, davon 44,7% Deutsche, 33,2% Polen und 22,1% Tschechen.
1871 wurde das Deutsche Reich gegründet, in dem nur der preußische Teil Schlesiens vertreten war.
Die Bevölkerung der Provinz Schlesien im Deutschen Reich betrug fast 5 Millionen Menschen.
Davon ungefähr 75,7% Deutsche, 22,3% Polen und ungefähr 2 % Tschechen.
weitere Karten von Schlesien zwischen 1742 und 1918 sind hier.
Schlesien in den Jahren 1919 bis 1939
Die Verlierer des ersten Weltkriegs, die sich Schlesien teilten, mussten es teilweise an die neu entstandenen Staaten Polen und Tschechoslowakei abgeben.
Laut dem 13. Punkt des Versailler Friedensvertrag sollte Oberschlesien durch Volksabstimmungen entscheiden zu wem es gehören wollte. Oberschlesien war zu 60% von Polen bzw. Tschechen und nur 40% von Deutschen bewohnt.
Durch den Friedensvertrag von Versailles gingen 1920 der nordöstliche Teil des Landkreises Namslau sowie kleinerere Teile der Landkreise Guhrau und Militsch an Polen. Teile des Landkreises Ratibor gingen an die Tschechoslowakei.
Im Verlauf der nächsten 2 Jahre kam es zu den drei oberschlesischen Aufständen.
Der erste Schlesische Aufstand brach in der Nacht vom 16. auf den 17. August 1919 aus. Der Auslöser des Aufstands war das Verhaften der schlesischen Führung der POW (Polnische Militärorganisation) und der andauernde Terror der Deutschen gegen die polnische Bevölkerung Oberschlesiens, insbesondere durch das Massaker in Myslowitz.
Der Aufstand umfasste hauptsächlich die Landkreise Pleß und Rybnik.
Er wurde bis zum 26. August 1919 niedergeschlagen. Polen war zu der Zeit grade in einem Krieg mit der Sowjetunion und konnte so nicht eingreifen. Der Erfolg des Aufstandes war nur eine Amnestierung der Gefangenen.
Der zweite Schlesische Aufstand brach in der Nacht vom 19. auf den 20. August 1920 aus.
Die Ursache für den Ausbruch war zum einen der immer fortwährende Terror gegen die polnische Bevölkerung und zum anderen eine große Manifestation gegen den Polnisch-Sowjetischen Krieg am 17. August 1920, bei dem es zur Demolierung des polnischen Plebiszitkommissariats und zu Plünderungen polnischer Geschäfte kam. Zusätzlich kam es zu einer Erschießung von 10 Bergleuten von der Zeche Myslowitz durch den Grenzschutz Ost. Die Kämpfe wurden hauptsächlich im Norden des östlichen Oberschlesiens ausgetragen.
Sie wurden am 25. August beendet auf Wunsch der Internationalen Kommission.
Der Aufstand brachte der polnischen Bevölkerung eine Auflösung der SiPo (Sicherheitspolizei). Anstelle dieser wurde die APO (Abstimmungspolizei) gegründet. Die APO bestand aus polnischen und deutschen Polizisten. Die POW wurde nach dem Aufstand ebenfalls aufgelöst.
Nach dem zweiten Aufstand kam es dann zu der Volksabstimmung, bei der ungefähr 700.605 Menschen für Deutschland stimmten und nur 479.359 für Polen.
Die Lage besserte sich jedoch kaum. Es kam immer noch zu Terror und Gegenterror unter der Bevölkerung. Diese Spannungen endeten dann im Dritten Schlesischen Aufstand, der in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1921 ausbrach.
Die Ursache war jedoch hauptsächlich die Ablehnung des britisch-italienischen Gebietsaufteilungsvorschlags, der ¾ Oberschlesiens bei Deutschland belassen wollte, durch die propolnische Seite. Die Aufständischen eroberten das gesamte oberschlesische Gebiet, welches ihrer Meinung nach zu Polen gehören sollte. Die Aufständischen wurden dabei nur von den italienischen Truppen gehindert. Deutsche Freikorps schlossen sich dann zum SSOS (Selbstschutz Oberschlesien) zusammen und begannen mit dem Gegenangriff.
Die größte Schlacht wurde bei St. Annaberg vom 21. bis zum 27. Mai ausgetragen, bei dem die SSOS den Berg erfolgreich gestürmt hat. Der Aufstand endete dann am 5. Juli 1921 mit einem Waffenstillstand.
Im Jahre 1922 wurde in Genf ein Teilungsvorschlag unterzeichnet, der 2/3 Oberschlesiens Deutschland und 1/3 Oberschlesiens Polen zusprach. Beim Deutschen Reich blieb zwar der Flächenmäßig größere Teil, jedoch war dies der Teil, der vor allem landwirtschaftlich genutzt wurde. Polen bekam den Teil, der die größten industriellen Komplexe beinhaltete.
An Polen gingen damit 50% der Hochöfen und 76% der Bergwerke Oberschlesiens.
Im polnischen Teil Oberschlesiens wohnten ungefähr 736.000 Polen und 260.000 Deutsche, wobei auf dem Deutschen Teil 532.000 Polen und 637.000 Deutsche wohnten.
Es gingen also die Landkreise Katowitz, Pleß, Rybnik, Königshütte, Beuthen, Tarnowitz und Lublinitz an Polen, die gleichzeitig die autonome Woiwodschaft Schlesien bildeten. Die Hauptstadt wurde Katowitz.
Der größere Teil Schlesiens verblieb beim Deutschen Reich. Es wurden 1919 die Provinzen Niederschlesien mit der Hauptstadt Breslau und Oberschlesien mit der Hauptstadt Oppeln gebildet.
Anfang 1919 kam es bei dem Gebiet um Teschen zum Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg.
Die Tschechoslowakei stimmte auf Druck Frankreichs die Teilung der Stadt Teschen zu, bei dem der größere Teil der Stadt an Polen fiel, der größere Teil des Teschener Landes jedoch an die Tschechoslowakei.
1938 kam der von deutschen besiedelte Teil des tschechoslowakischen Schlesiens durch das Münchener Abkommen zum Deutschen Reich und Wochen später das von Polen besiedelte Olsagebiet zu Polen.
Karten von Schlesien aus der Weimarer Republik finden Sie hier.
Der Zweite Weltkrieg 1939 bis 1945
1938 wurden die beiden seit 1919 getrennten Provinzen Ober- und Niederschlesien wieder vereinigt, Hauptstadt der Provinz wurde Breslau. Nach dem Überfall Deutschlands auf Polen wurde die autonomische Woiwodschaft Schlesien der Provinz Schlesien angegliedert.
Daraufhin gab es mehrere Verhaftungswellen in Schlesien, bei der viele tausend Menschen in Gefängnisse kamen, oder in Konzentrationslager gebracht wurden.
Zwischen 1939 und 1942 wurden über 40.000 Polen in Konzentrationslager gebracht oder verschleppt. In den freien Häuser wohnten nun Deutsche Nazis und andere Zwangsumgesiedelte. Zwischen 1942 und 1943 kamen wieder über 38.000 Zwangsumgesiedelte und ungefähr 192.000 Nazis aus dem 3. Reich.
1941 wurde Schlesien nochmal geteilt. Breslau wurde Hauptstadt Niederschlesiens und Katowitz die Hauptstadt Oberschlesiens. Auschwitz wurde Teil Oberschlesiens. Dort wurde das größte Konzentrationslager Nazi-Deutschlands gebaut, indem über 1,5 Millionen Menschen ermordet wurden. Außerdem gab es das KZ Groß Rosen bei Breslau mit zahlreichen Außenlagern.
Im selben Jahr wurden ebenfalls die Volkslisten eingeführt. Die Gruppe I waren Schlesier deutscher Abstammung und die Gruppe IV Schlesier polnischer Abstammung. Polen, die nicht auf der Volksliste standen, konnten keine Bürger des 3. Reiches werden. Wenn man seit Februar 1942 auf keiner Volksliste stand, wurde man in ein Konzentrationslager gebracht und ab 1944 bedeutete es den sofortigen Tod.
Die deutsche Führung in Schlesien verbat die polnische Sprache. Dies beinhaltete unter anderem die Zerstörung polnischer Bücher und Bibliotheken. Die polnischen Spuren in Oberschlesien wurden gelöscht, indem man Orte mit polnischen Namen umbenannte, Straßen und Plätze umbenannte und indem man alle polnischen Schilder oder Schriften zerstörte.
Zwischen dem 18. Januar 1945 und dem 31. Mai 1945 hat die Rote Armee mit der 1. Ukrainischen Front Schlesien eingenommen. Die Rote Armee besiegte die Deutsche Gruppe „Mitte“ indem sie 28 Divisionen teilweise und 5 Divisionen komplett zerstörten.
Schlesien war der Schlüsselpunkt in der Rüstungsindustrie des 3. Reiches. Damit wurde der Zerfall Nazi-Deutschlands beschleunigt, bis am 9. Mai 1945 die Kapitulation unterschrieben wurde.
Karten von Schlesien aus dem Dritten Reich sind hier.
Vertreibung der deutschen Bevölkerung von 1945 bis 1947
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet östlich der Oder-Neiße Linie unter polnischer Verwaltung gestellt. Die endgültige Grenze sollte in einem gesonderten Friedensvertrag geklärt werden. Daraufhin wurden die Deutschen Städtenamen wieder in polnische Namen umgeschrieben und ein Großteil der Bevölkerung Schlesiens vertrieben.
Viele Schlesier flohen schon vor der anrückenden Roten Armee aus ihrer Heimat. Ab Mitte 1945 wurde die Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Polen organisiert. Im Juni 1945 wurden aus dem Grenzgebiet der Lausitzer Neiße, in 30 km Breite, alle Deutschen vertrieben und ihr gesamtes Eigentum einbezogen. Das Eigentum der geflohenen bzw. der vertriebenen Deutschen wurde generell entschädigungslos konfisziert.
Die Zahl der Toten bei der Vertreibung aus Schlesien ist unbekannt. Es gibt jedoch 634.106 geklärte Todes bzw. ungeklärte Vermisstenfälle. Dies entspricht ungefähr 13,8 % der Gesamtbevölkerung Schlesiens, die 1938 4.592.700 Einwohner zählte.
Ungefähr 1,2 Millionen Deutsche in Oberschlesien und ungefähr 150.000 aus Niederschlesien wurden gar nicht vertrieben.
In Oberschlesien war der Grund die uneindeutige Identität, da viele zweisprachig waren. Ein zweiter Grund war, dass viele Facharbeiter im Bergbau waren, und diese Leute dringend gesucht wurden. In Niederschlesien waren sie ebenfalls von Bedeutung im Bergbau bei Waldenburg (Walbrzych).
Die weitaus meisten Niederschlesier siedelten in den Jahren 1958 bis 1960 in die Bundesrepublik Deutschland. Die nicht vertriebenen Oberschlesier siedelten ab Mitte der 1970er Jahre aus wirtschaftlichen und politischen Gründen aus.
Der Höhepunkt der Aussiedlungen war jedoch ab 1990, als der eiserne Vorhang zwischen Ost und West fiel.
Laut einer Volkszählung 2002 leben in Schlesien 140.895 Deutsche dies entsricht 1,61% der Gesamtbevölkerung Schlesiens. Davon in der Woiwodschaft Niederschlesien 2.158, dies sind 0,074%, in der Woiwodschaft Oppeln 106.855, das sind 10,033% und in der Woiwodschaft Schlesien 31.882, dies entspricht 0,672%.
Schlesien nach dem 2. Weltkrieg 1945
Nach Ende des 2. Weltkriegs wurden bis Januar 1947 über 2.630.000 Menschen nach Schlesien gebracht in die Häuser und Wohnungen von den vertriebenen Deutschen.
Diese Leute kamen ursprünglich zum größten Teil aus Wolhynien (Ukraine), Westgalizien (Zentralpolen) und den Gebiet um Wilna (Litauen).
Im Rahmen der 1947 geführten Militärischen Aktion „Weichsel“ wurde ein Großteil der Ukrainer und Lemken von der Roten Armee nach Niederschlesien zwangsumgesiedelt.
Auch mehr als 100.000 polnische Juden kamen nach Niederschlesien, die meisten von ihnen wanderten jedoch später in den Westen bzw. nach Israel aus.
Kurz nach dem Krieg hat die Polnische Regierung über 300.000 Oberschlesier aus Schlesien ausgesiedelt bzw. in die UDSSR zur Zwangsarbeit gebracht, da sie angenommen hat, dass diese Oberschlesier größtenteils Deutsche waren.
Durch den deutsch-polnischen Grenzvertrag in den Jahren 1991 und 1992 kam der östlich gelegene Teil Schlesiens völkerrechtlich zur Republik Polen.
1999 wurden in Polen die Woiwodschaften neu gegliedert. Schlesien wurde in drei Woiwodschaften geteilt. Niederschlesien (dolny Slask) mit der Hauptstadt Breslau, Oppeln (opolski Slask) mit der Hauptstadt Oppeln und Schlesien (slaskie) mit der Hauptstadt Katowitz.
Es gibt jedoch auch kleine Teile Schlesiens die in den Woiwodschaften Lebus (lubuskie), Großpolen (wielkopolskie) und Kleinpolen (malopolskie) liegen.
Die Woiwodschaft Schlesien ist die stärkste und reichste Region Polens. Sie führt mit 15% den größten Teil zum polnischen BiP bei. Die Woiwodschaft Oppeln ist landwirtschaftlich strukturiert. Die Woiwodschaft Niederschlesien hat mit Breslau und dessen Umgebung den beliebtesten Investitionsstandort Polens.
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